Ben Zucker trinkt trotz Alkoholsucht weiter – was Experten dazu sagen

Ben Zucker spricht über seine Alkoholsucht und ringt noch mit dem Ausstieg. Was heißt das für Betroffene? Wir ordnen Risiken ein, zeigen, was Leitlinien raten, und warum Abstinenz am besten schützt.
Alkohol gehört für viele zum Alltag – auch für Ben Zucker. Für Menschen mit einer Abhängigkeit stellt sich trotzdem oft die Frage: Geht "ein bisschen"? Zumindest der Schlagersänger probiert es im Rahmen seiner Therapie.
Die kurze Antwort der WHO-Experten: Für die Gesundheit ist Alkohol nie risikofrei. Und für Abhängige wie Zucker ist er besonders heikel.
Abhängigkeit heißt Kontrollverlust. Ein Glas kann das Verlangen wieder anwerfen und alte Muster reaktivieren. Leitlinien setzen deshalb bei Abhängigkeit klar auf Abstinenz. Gleichzeitig erlauben sie, in der Behandlung mit realistischen Zwischenzielen zu arbeiten, etwa einer Trinkmengenreduktion, wenn das hilft, die Patientin oder den Patienten überhaupt in Therapie zu halten.
Suchtforscher Karl Mann erklärt im Gespräch mit der ZEIT: Abstinenz bleibt das beste Ziel. Vielen gelingt sie aber nicht sofort. Dann kann eine geordnete Reduktion ein Schritt in die richtige Richtung sein. Das ist kein Freifahrtschein, sondern eine Brücke in Behandlung und Veränderung.
Alkohol schadet ab dem ersten Glas. Er erhöht das Risiko für mehrere Krebsarten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und weitere Schäden. Wer bereits eine Abhängigkeit oder Vorschäden hat, trägt die Folgen schneller und stärker, betont die WHO.
Schon kleine Mengen können das Verlangen reaktivieren. Deshalb ist "kontrolliert weitertrinken" bei bestehender Abhängigkeit ein riskanter Plan. Leitlinien empfehlen, Rückfälle nicht zu moralisch zu deuten, sondern therapeutisch zu nutzen – mit klaren Zielen und Struktur.
Dass der Alkoholkonsum in Deutschland ein gesellschaftliches Problem ist, zeigen diese Zahlen: Riskant trinken 7,9 Millionen Erwachsene, dabei handelt es sich um eine mengenbasierte Größe - und zwar durchschnittlich mehr als 12 g Reinalkohol pro Tag (Frauen) bzw. mehr als 24 g (Männer). Wer so viel trinkt, erhöht statistisch sein Krankheitsrisiko – auch ohne bereits spürbare Folgen.
Problematisch ist es sogar für neun Millionen. Dabei handelt es sich um ein screeningbasiertes Kriterium nach dem AUDIT (Alcohol Use Disorders Identification Test). Ab 8 Punkten gilt der Konsum als problematisch, weil bereits Kontrollverlust, Folgeschäden oder riskante Muster (z. B. Rauschtrinken) vorliegen in den letzten 12 Monaten – auch wenn die durchschnittliche Menge nicht ständig über den „riskant“-Schwellen liegt. Quelle ist hier die DHS, die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen.
Dazu gelten 1,6 Millionen als alkoholabhängig (Schätzung für 2018). 2021 starben etwa 47.500 Menschen an den Folgen von Alkohol. Die geschätzten gesellschaftlichen Kosten liegen bei rund 57,04 Milliarden Euro pro Jahr.
Wenn Sie abhängig sind oder es vermuten: Abstinenz schützt am besten. Falls das im Moment zu groß wirkt, sprechen Sie offen mit Ihrer Ärztin, Ihrem Arzt oder einer Suchtberatung über einen Einstieg mit klaren Reduktionszielen. Wichtig ist, dass Sie nicht allein kämpfen und dass das Ziel Ihrer Behandlung klar bleibt.
- 7,9 Mio. Menschen trinken riskant (18–64 Jahre). Quelle: ESA 2021/DHS. (DHS)
- 1,6 Mio. sind alkoholabhängig (2018). Quelle: DHS. (DHS)
- Ca. 47.500 Todesfälle pro Jahr (2021, GBD). Quelle: DHS. (DHS)
- Kosten: 57,04 Mrd. Euro/Jahr. Quelle: Effertz 2020 (DHS Jahrbuch/BZgA). (Kenn dein Limit)
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