Hib-Ausbruch: STIKO passt Impfempfehlungen an



Haemophilus influenzae ist ein gramnegatives Stäbchenbakterium aus der Familie der Pasteurellaceae. / © Getty Images/Kateryna Kon/Science Photo Library
Bei Haemophilus influenzae Typ b (Hib) hadelt es sich um stäbchenförmige Bakterien, die vor allem bei Kleinkindern und älteren Menschen schwere Krankheitsbilder wie Meningitis, Sepsis und Pneumonie verursachen können. In Deutschland sind Ausbrüche laut Informationen des Robert-Koch-Instituts (RKI) sehr selten, derzeit gibt es aber einen in Norddeutschland: Seit Ende 2024 ist ein ungewöhnlicher Anstieg von Hib-Fällen bei Erwachsenen über 65 Jahre zu beobachten, die in Hamburg lebten oder sich dort aufhielten. 16 Menschen sind inzwischen nachgewiesen erkrankt, davon elf in Hamburg (Stand: 18. August).
Daraus ergebe sich eine Inzidenz von etwa 0,99 Fällen pro 100.000 Erwachsenen ab 65 Jahre in Hamburg (Oktober 2024 bis August 2025) im Vergleich zur Inzidenz im selben Zeitraum bei 18- bis 65-Jährigen in der gesamten Bundesrepublik, die bei 0,05 pro 100.000 liegt. Wie das RKI im »Epidemiologischen Bulletin« Nummer 34/2025 berichtet, sind für die Erkrankten des aktuellen Ausbruchs in Hamburg verschiedene Risikofaktoren bekannt. Die Mehrheit (88 Prozent) konsumiere Drogen, die Hälfte von ihnen sei wohnungslos und/oder ebenfalls die Hälfte chronisch krank. Drei Personen sind inzwischen an einer Hib-Infektion gestorben.
Aufgrund des akuten Ausbruchgeschehens hat die Ständige Impfkommission (STIKO) ihre Empfehlungen zur Indikationsimpfung und postexpositionellen Chemoprophylaxe (PEP) überarbeitet und im Epidemiologischen Bulletin veröffentlicht. Bislang war die Hib-Impfung Teil der Standardimpfungen, die alle Säuglinge in den ersten zwei Lebensjahren erhalten sollten. Zusätzlich war sie eine Indikationsimpfung für Personen mit Asplenie (anatomisches oder funktionelles Fehlen der Milz).
Über die Asplenie hinaus sollen nun auch Personen im Alter ab fünf Jahren, die bei einem Ausbruch einem Infektionsrisiko ausgesetzt sind und die ein erhöhtes Risiko für eine invasive Hib-Erkrankung haben, eine Impfdosis erhalten. Ein erhöhtes Risiko besteht etwa bei Drogenkonsum, prekärer Wohnsituation oder Wohnungslosigkeit, chronischer Leber- oder Nierenerkrankung oder Mangelernährung.
Zur Impfung können monovalente oder Kombinationsimpfstoffe verwendet werden. Dabei können gegebenenfalls bestehende Impflücken geschlossen werden, rät das RKI. Es sei zu beachten, dass die bei Säuglingen verwendeten Kombinationsimpfstoffe, die außer den Komponenten gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis (Tdap) auch die Hib-Komponente enthalten, in der Regel höhere Antigenmengen aufweisen als die Tdap-Impfstoffe für Erwachsene, weshalb Erstere reaktogener sind. Darüber sollten Impfwillige aufgeklärt werden.

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