Bornavirus in Deutschland: Symptome, Ansteckung, Prävention

Lange Zeit wurde angenommen, dass das Bornavirus eine reine Tierseuche ist - also nur Nutztiere befällt, Schafe und Pferde beispielsweise. 2018 wurde allerdings erstmalig nachgewiesen, dass das Virus auch beim Menschen in seltenen Fällen schwere Gehirnentzündungen auslösen kann. Kürzlich ist erneut ein Mensch an den Folgen verstorben.
Zwei Menschen haben sich hierzulande jüngst mit dem Borna-Virus angesteckt. Entdeckt wurden die Fälle Anfang Juni 2025 - im Stadtgebiet von Pfaffenhofen, einer rund 30.000-Einwohner-Stadt in Oberbayern. Laut den örtlichen Behörden ist eine Person an den Folgen verstorben, eine befindet sich in medizinischer Behandlung (Stand: 2. Juni 2025).
Bei Pferden, Schafen und Säugetieren in Mitteleuropa ist das Virus schon seit Langem bekannt. 2018 wurde es erstmals als Ursache für eine schwere Gehirnentzündung beim Menschen nachgewiesen - und das nur in Deutschland. Fachleute gehen aber davon aus, dass es auch früher schon unentdeckt zu Übertragungen gekommen ist. Der Erreger ist auch benannt als Borna Disease Virus 1 (BoDV-1). Endemiegebiete in Deutschland sind laut RKI vor allem Bayern, Sachsen-Anhalt und Teile von Brandenburg und Thüringen.
Die meisten entdeckten Infektionen bei Menschen kamen bisher im ländlichen Bayern vor. In anderen Ländern seien bislang keine Erkrankungen bei Menschen nachgewiesen worden. Vermutlich könne das aber überall auftreten, wo das Virus in Feldspitzmauspopulationen vorkommt und auf Säugetiere überspringt.
Das Robert Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass es jährlich ungefähr fünf bis zehn akute Erkrankungen hierzulande gibt. Das sei eine der „seltensten Erkrankungen“ in Deutschland. Zum Vergleich: Rund 200 Menschen würden jährlich vom Blitz getroffen, mehr als 2000 kämen bei einem Verkehrsunfall ums Leben. „Es ist nicht davon auszugehen, dass es in Zukunft in Deutschland mehr BoDV-1-Fälle als bisher geben wird“, resümiert das RKI.
BoDV-1 wird nach aktuellem Forschungsstand von Feldspitzmäusen an Säugetiere und auch Menschen weitergegeben. Der genau Übertragungsweg ist trotz Befragungen nicht bekannt - also wie und wo Menschen auf die Spitzmaus getroffen sind. „Die größte Infektionswahrscheinlichkeit besteht nach aktueller Kenntnis beim Kontakt mit Spitzmäusen oder deren Ausscheidungen“, sagt das RKI.
Die Tiere kommen selten in Mittel- und Südosteuropa vor und halten sich meist in ländlichen Gebieten an Straßenböschungen, Steinmauern und Hecken auf. Die Tiere gehören zu den Insektenfressern. Die Viren infizierter Tiere gelangen über Speichel, Urin und Kot in die Außenwelt.
Durch die Infektion wurde bei allen bisherigen Fällen unter Menschen eine schwere, lebensbedrohliche Enzephalitis - also eine Gehirnentzündung. Die Erkrankung betrifft alle Geschlechter und Altersgruppen. Säuglinge und Kleinkinder waren bisher aber nicht unter den bekannten Fällen.
Die genaue Inkubationszeit ist nicht bekannt - es wird von Wochen bis Monaten ausgegangen. Erkrankte leiden zunächst an Kopfschmerzen, Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl. Typisch sind auch Sprach- und Gangstörungen. Nach ein paar Tagen fallen Infizierte ins Koma. Bei den bisherigen Erkrankungen starben mit einer Ausnahme alle Patienten. Eine Therapie gegen die Infektion existiert bislang nicht. Eine Diagnose gelingt erst im fortgeschrittenen Stadium der Erkrankung. Gestellt werden kann diese durch das Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin und verschiedene Universitätskliniken. Einen „Frühtest“ gibt es nicht.
Insgesamt ist eine Erkrankung laut RKI unwahrscheinlich, das Erkrankungsrisiko gering. Die Gefahr einer BoDV-1-Infektion könne aber reduziert werden, insbesondere in Endemiegebieten, indem der Kontakt zu Spitzmäusen und deren Kot vermieden wird. Die Tiere, ob tot oder lebendig, sollten nicht mit den Händen berührt werden. Die Mäuse eignen sich auch nicht als Haustiere. Aufgepasst: Spitzmäuse werden von Hunde- und Katzenfutter angelockt, auch Komposthaufen und Abfälle können die Tiere anziehen.
rnd